Das Kreuz an Ostern – Mehr als ein Osterhase

Kreuz (Foto: Werner Näf)
Ostern ist für viele geprägt von bunten Ostereiern, Schokoladenhasen und dem Erwachen des Frühlings. Doch mitten in diesem fröhlichen Treiben steht das Kreuz – oft übersehen, manchmal vergessen, aber von zentraler Bedeutung!
Am Karfreitag, dem Tag des Gedenkens an Jesu Tod, wird in zahlreichen katholischen Kirchen um 15 Uhr – der Todesstunde Jesu – ein besonderer Gottesdienst gefeiert. Dabei wird ein zuvor verhülltes Kreuz feierlich enthüllt und verehrt. Dieses Ritual symbolisiert nicht nur die Trauer über Jesu Tod, sondern auch den tiefen Glauben, dass er für die Menschheit am Kreuz gestorben ist.
Doch was bedeutet das Kreuz für uns heute?


Das Kreuz – Gott im Leid
Am Kreuz trägt Jesus alles, was uns Menschen zerstört: den Hass, die Lebensfeindschaft, die Lüge und die Gewalt. Er beendet den Teufelskreis der Gewalt, indem er sich nicht beugt und aktiv das Kreuz auf sich nimmt.
Das Kreuz erinnert uns daran, dass Gott selbst das tiefste Leid auf sich genommen hat. Diese Vorstellung ist schwer zu begreifen. Für viele ist Jesus ein Mensch, vielleicht ein Prophet. Doch die Evangelien bezeugen ihn als den Sohn Gottes. Im Markusevangelium erkennt ein römischer Hauptmann: „Wahrlich, dieser Mensch war Gottes Sohn!“
Das Kreuz zeigt uns einen Gott, der nicht nur in unseren Erfolgen und Freuden präsent ist, sondern auch im Leid. Karfreitag bedeutet: Gott ist mitten in unserem Schmerz und gibt uns die Kraft, schweres Leid zu tragen, ohne zwanghaft nach einem Sinn darin suchen zu müssen.

Das Kreuz – Ein Zeichen der Hoffnung
Das Kreuz durchkreuzt die Welt – es ist ein Zeichen der Solidarität Gottes mit den Leidenden. Es erinnert uns an die Ungerechtigkeit und das Leid in unserer Welt, sei es in Kriegsgebieten, auf Müllhalden oder in unseren Nachbarschaften. Doch das Kreuz ist nicht nur Mahnung, es ist auch Hoffnung.
Karfreitag ist nicht das Ende, sondern der Weg zu Ostern. Jesus Christus hat den Tod überwunden, und seine Auferstehung gibt uns die Gewissheit, dass Leiden und Tod nicht das letzte Wort haben. Gott verwandelt unsere Tränen und Schmerzen in Hoffnung und neues Leben.

Das Kreuz verbindet
Das Kreuz steht zwischen uns als Zeichen der Solidarität, der Vergebung und der Hoffnung. Es mahnt uns, nicht wegzusehen, sondern mutig hinzuschauen – auf das Leid, das Menschen einander antun, aber auch auf die Möglichkeiten, dieses Leid zu lindern. Es fordert uns auf, den Glauben, die Hoffnung und die Liebe zu wagen und so Teil einer Welt zu werden, die von Frieden und Gemeinschaft geprägt ist.
Das Kreuz verbindet Himmel und Erde, Licht und Dunkelheit, Leid und Hoffnung. Es fordert uns auf, in die Dunkelheit der Welt das Licht der Liebe zu tragen.

Das Kreuz als Kraftquelle
Der leidende Christus am Kreuz wird zur Quelle des Trostes. Er zeigt uns: Wir zerbrechen nicht, und Gott lässt nicht zu, dass wir zerbrechen. Das Kreuz ist ein Zeichen dafür, dass die Ängste und Mächte dieser Welt nicht das letzte Wort haben. Es gibt uns die Kraft, weiterzugehen, unser eigenes Kreuz zu tragen und die Welt ein Stück heller und liebevoller zu machen.

Liebe Leserinnen und Leser, mögen Sie in diesen Tagen die Kraft des Kreuzes erfahren und in der Hoffnung und Liebe leben, die es uns schenkt.

Ich wünsche Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest!

Ihre Pfarrerin
Magdalena Daum


Gottesdienst Karfreitag
Freitag, 18. April, 9.30 Uhr
Pfrn. Magdalena Daum
Annemarie Wälti, Orgel

Ostergottesdienst mit Abendmahl
Sonntag, 20. April, 9.30 Uhr
Pfrn. Magdalena Daum
Ruth Pellegrini, Orgel und Edmée-Angeline Sansonnens, Harfe


Das Kreuz
Es ist schon ein Kreuz mit diesem Kreuz,
ein Zeichen der Liebe, das den Schmerz nicht leugnet.
Von Anfang an schwer zu verstehen, eine Provokation,
die die Welt durchkreuzt, ohne Entschuldigung.
Die ersten Christen wählten das Kreuz,
ein Hinrichtungsinstrument, ein Todeszeichen.
Schon Paulus in Korinth rang um Worte,
ein Zeichen, das Juden empört und Griechen als Torheit sehen.
Für die einen ein Stein des Anstoßes, für andere ein Narrenspiel,
doch für die Welt ist es Hoffnung, ein Ziel.
Es geht nicht um Schokolade, Eier, bunten Glanz,
es ist eine Botschaft des Leidens, die Hoffnung tanzt.
Denn die Kraft des Kreuzes liegt im Verzicht,
vom Sterben ins Leben, vom Tod ins Licht.
Es ruft uns auf, mehr Liebe zu wagen,
mehr Glauben zu leben, mehr Hoffnung zu tragen.
Nichts geht verloren, weder Schmerz noch Pein,
Gott nimmt alles in seine gnädigen Hände hinein.
Und so: Was ist Ostern, wenn nicht das Kreuz?
Ein Zeichen, das Leben aus Leiden befreit.